Von Anna Herschel
Weihnachten – Schnee, Kälte, Plätzchen, Tee, Kuscheln, Tannenbaum, Geschenke, Familie, Weihnachtspunsch, Lebkuchen und und und. All das verbindet man mit Weihnachten und fast all das habe ich hier in Bolivien nicht. Also habe ich hier kein Weihnachten? Das weihnachtliche Gefühl blieb bei mir zumindest lange Zeit aus…
Als wir dann aber, während des Sommerlagers, in der Messe des zweiten Advents saßen und die Messdiener mit der Kollekte begannen, stand ein Junge des Proyecto Don Bosco auf, lief nach vorne und wühlte in seiner Hosentasche. Er legte eine Münze in das Körbchen, wahrscheinlich die einzige, die er hatte, und lief zurück zu seinem Platz. Nach der Messe fragte ich ihn dann, für wen das Geld denn sei, das er gespendet hatte. Er antwortete: “Für die Kinder, die arm sind und nichts haben.”
Er ist einer der kleinsten unserer Jungs und ich weiß von ihm, dass er mit seinen zwei Brüdern auf der Straße gelebt hatte, bevor er ins „Hogar Don Bosco“ kam.
Seine Geste und seine Worte beeindruckten und bewegten mich sehr. Ich hatte plötzlich das Gefühl von Weihnachten, ganz ohne Kälte und Gemütlichkeit und bemerkte schließlich, dass Weihnachten eben nicht das ist, womit ich es immer verbunden hatte.
Weihnachten ist Liebe im Großen und im Kleinen – und diese Liebe gibt es überall auf der Welt.
Ich werde hier definitiv ein oberflächlich ganz anderes Weihnachten feiern und alles, was für mich normalerweise dazugehört, bestimmt vermissen, aber die Weihnachtsbotschaft ist dieselbe und verbindet uns und alle Menschen dieser Welt – egal wo, egal ob reich oder arm, jung oder alt, gesund oder krank. Ich bin dankbar, dass ich dieses Jahr Weihnachten hier bei diesen Kindern verbringen und mit ihnen feiern darf.