Einmal im Jahr ein Vereinstreffen organisieren –  gar nicht so einfach, wenn man sich anschaut woher wir dieses Jahr alle angereist sind, um uns in Münster zusammenzusetzen: aus Innsbruck, aus Passau, aus Jena, aus Heidelberg und Fulda, aus Köln und Umgebung.

Dieses Treffen ist immer wieder aufs Neue wichtig, um unsere Vereinsarbeit zu organisieren, auf die vergangene Zeit zurückzuschauen und unser weiteres Vorgehen zu planen. So konnten wir in einer ausgedehnten Feedbackrunde viel für unsere zukünftige Arbeit mitnehmen, haben uns gegenseitig mit Berichten auf den neusten Stand gebracht was die Lage vor Ort in den Einrichtungen in Bolivien angeht und auch die Zusammenarbeit mit Don Bosco Mission aufgefrischt. Sehr wichtig war außerdem die inhaltliche Arbeit an unserem Leitbild. Wir möchten uns als Verein deutlicher definieren, um nach außen, aber auch für uns selbst ein klareres Bild von dem zu haben, was wir als Verein repräsentieren wollen. Das Ergebnis dieses Leitbildprozesses könnt ihr auf unserer Homepage nachlesen.

Wir dürfen nun nach der Wahl des neuen Vorstandes Clara und Franzi beglückwünschen und freuen uns darauf die Vereinsarbeit mit den beiden weiter zu gestalten!

Neben unserer Vereinssitzung durften wir an diesem Wochenende in Münster gleich zwei Gottesdienste in der Petrikirche mitgestalten. So wurde im Vorhinein eifrig geprobt und noch ein paar Freunde und Bekannte eingeladen, um uns bei Musik uns Tanz zu unterstützen. Die beiden Gottesdienste haben uns sehr viel Freude gemacht und auch die Gemeinde empfand diese als sehr lebendig und anregend. Extra für unsere Gottesdienste in Münster wurde eine Predigt zum Evangelium „Der verlorene Sohn“ geschrieben, die in der Gemeinde großen Anklang gefunden hat. Einen Ausschnitt wollen wir daher hier mit euch allen teilen.

Der Grundgedanke stammt von einem T-Shirt, welches die Kinder bei besonderen Anlässen tragen, mit dem aufgedruckten Spruch:

Amame cuando menos lo merezca, porque será cuando mas lo necesite.

Lieb mich wenn ich es am wenigsten verdiene, dann werde ich es am meisten brauchen.

Für uns als Freiwillige, aber auch als Mitmenschen war dieser Spruch immer wieder eine Erinnerung und ein Ansporn die ihm zugrunde liegende Herausforderung anzunehmen; Liebe und Zuneigung zu schenken. Auch wenn es mal nicht so rund lief und es eigentlich zum Verzweifeln schien, konnten wir nur versuchen neue Chancen zu schenken und besonders dann die Zuneigung ernst zu meinen. Wie viel von dieser Zuneigung ankommt und wie viel dies verändern kann, weiß man nie. Vielleicht ermuntert sie Einzelne, vielleicht regt sie Einzelne zum Nachdenken an, vielleicht gibt sie Einzelnen das Gefühl zu Hause zu sein. Hineinschauen kann ich nur in mich selber und sehe, dass die Zeit als Freiwillige mich bewegt hat. Die Herausforderung des Spruchs hat mich an meine Grenzen gebracht, mich manchmal aus den Augen verlieren lassen, warum ich das eigentlich alles mache, mir Mühe gebe mit etwas, das nicht zu fruchten scheint. Ich bin selber verloren gegangen. Ich habe gemerkt, dass sich mir die Herausforderung stellt und das ich die Herausforderung bin und das gleiche T-Shirt anhabe wie die Jungen, den gleichen Spruch im Rücken trage. Ich bin mir nicht sicher, wieviel ich in meiner Zeit als Freiwillige geben konnte, aber ich weiß wie viel ich mit auf den Weg bekommen habe. Genau so viel? Nein viel mehr.

Und genau das habe ich auch versucht mitzunehmen. Das alles trifft ja nicht nur in Bolivien im Hogar Don Bosco zu, sondern begegnet uns allen auch im Alltag. Wir alle sind immer wieder auf der Suche, machen Schritte in die eine oder andere Richtung und probieren Neues aus. Egal ob am Anfang eines neuen Lebensabschnittes oder einfach mitten im alltäglichen Trott. Dabei können wir auch manchmal verloren gehen, sowie der Sohn im Gleichnis. Wir verlieren unseren Weg aus den Augen, wissen nicht mehr was der Weg eigentlich überhaupt sein soll. Kümmern uns viel zu sehr um Unwichtiges. Wir gehen in der Jagd nach Reichtum, Erfolg, Perfektion oder dem traumhaften Körper verloren. Verlieren können wir uns auch in Tätigkeiten, die uns erfüllen, in denen wir aufgehen. Was schön ist, uns aber manchmal einen Tunnelblick aufsetzt. Damit machen wir es sicherlich auch unserem Umfeld nicht immer leicht. Fordern unsere Familie, Freunde und Bekannte heraus uns trotzdem zu mögen, uns anzunehmen, mit uns Zeit zu verbringen und uns nicht aufzugeben.

Dabei ist es eine Herausforderung so zu sein wie der Vater, der dem verlorenen Sohn entgegenkommt, ihm eine Umarmung schenkt und ihm eine neue Chance gibt. […]

Das Evangelium sagt aber nicht nur etwas über das Miteinander unter uns Menschen aus, sondern veranschaulicht auch Gottes Beziehung zu uns Menschen. Wir finden uns in den Brüdern wieder, wenn wir verloren gehen und können uns den Vater als Vorbild nehmen, doch Jesus spricht die Einladung aus, darauf zu vertrauen, dass Gott wie der Vater ist: Bedingungslos liebend, nach uns Ausschau haltend, an unserer Seite, wenn wir es zulassen. Er lädt uns ein, uns nicht alleine zu fühlen, egal wo auf der Welt: Egal, ob Junge oder Freiwillige im Kinderheim in Bolivien, als Studierende in Münster, als Familienmitglieder oder Arbeitskollegen. Daher kann der T-Shirt-Spruch als Ansporn für uns selber in der Begegnung mit anderen Menschen und auch als Erinnerung an das Vertrauen, dass wir in Gott haben dürfen stehen:

Amame cuando menos lo merezca, porque será cuando mas lo necesite.

Lieb mich wenn ich es am wenigsten verdiene, dann werde ich es am meisten brauchen.